Daimler räumt mit Regelwust auf

Financial Times Deutschland vom 6. Februar 2012

Der Autobauer Daimler geht gegen die ausufernde Masse von Vorschriften für seine Mitarbeiter vor. „Wir haben uns im vergangenen Jahr auf den Weg gemacht, die Regelwerke zu entschlacken“, sagte Christine Hohmann-Dennhardt, Vorstand für Integrität und Recht, der FTD. Zu ihrem Amtsantritt habe sie insgesamt 1800 bestehende Regeln vorgefunden. „Wir haben die Zahl mittlerweile auf knapp 1000 verringert. Und wir sind noch längst nicht am Ende.“

Regelungswut ist ein ernstes Problem deutscher Konzerne, weil sie Entscheidungen häufig kompliziert und langwierig macht. Zuletzt haben Korruptionsaffären die Situation weiter verschärft: Unternehmen erlassen immer neue Vorschriften aus Angst vor Strafverfolgung – und die Mitarbeiter halten sie penibel ein, um juristisch abgesichert zu sein. In der Folge lähmen sich Konzerne. So entgingen Daimler Fahrzeugverkäufe, weil Mitarbeiter vor ihrer Unterschrift Rücksprache mit der Compliance-Abteilung hielten. Bis sie fertig waren, hatten Rivalen den Auftrag erhalten.

Nun macht sich der Stuttgarter Konzern zum Vorreiter einer Bewegung, die den Trend umkehrt. „Manche Unternehmen fragen sich, ob sie nicht übers Ziel hinausgeschossen sind“, sagte Carsten Thiel von Herff von der Kanzlei Streitbörger Speckmann.

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